Festhalten oder erweitern – wie gehst du mit deinem Bezugsrahmen um?

14. Oktober 2017

Kennst du das? Du triffst auf einen Menschen, der die Welt – oder Teile davon – komplett anders sieht als du. Deine Versuche, diese Person von deinem Standpunkt zu überzeugen, fruchten nichts. Im Gegenteil. Dein Gesprächspartner beharrt umso mehr auf seiner Sicht der Dinge. Du bist jedoch fest davon überzeugt, dass du recht hast. Du bist frustriert.

Eine Frage des Bezugsrahmens

Was geschieht in solchen Situationen? Ihr haltet beide an eurem Bezugsrahmen fest. Und ihr verpasst dabei die Chance, diesen zu erweitern.

In der Transaktionsanalyse verstehen wir unter dem Bezugsrahmen eine Art Filter, durch den du die Realität siehst. Deinen Bezugsrahmen hast du dir aufgrund deiner persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse gebildet. Er besteht aus realistischen und auch aus falschen Informationen. Dazu kommen Werte, die du selbst festgelegt oder von anderen, z. B. deinen Eltern übernommen hast. Und auch dein Skript – der Lebensplan, den du in deiner Kindheit entwickelt hast – ist Teil deines Bezugsrahmens.

Bezugsrahmen

Der Bezugsrahmen variiert von Mensch zu Mensch. Logisch, niemand hat das Gleiche erfahren und erlebt wie du. Das kann frustrierend sein oder auch bereichernd – je nach dem wie du mit deinem Bezugsrahmen umgehst.

Die zwei Fenster

Ein Beispiel gefällig? Stell dir einen Raum vor, welcher die Realität symbolisiert. Der Raum hat verschiedene Fenster – der Einfachheit halber beschränken wir uns auf zwei. Ein Fenster befindet sich seitlich das andere zeigt den Raum von vorne. Nun schauen zwei Personen schauen in diesen Raum. Person A blickt durch das seitliche Fenster, Person B erhascht einen Blick von vorne.

Bezugsrahmen: zwei Fenster, zwei Perspektiven

Die beiden berichten nun, was sie sehen.

„Ich sehe hinten ein Flipchart und ein Whiteboard mit Magneten. Links darunter befindet sich ein Stuhl. Vorne steht ein kleiner, heller Tisch“, behauptet Person A.

„Stimmt“, meint Person B, „da hat es ein helles Tischchen, jedoch sind geradeaus drei Reifen an der Wand. Links davon befindet sich ein Stehtisch mit Früchten und im Hintergrund hängt ein Bild an der Wand. Das Flipchart befindet sich links und gleich dahinter ein Stuhl.“

Aus diesen Aussagen entsteht eine Diskussion und aus der Diskussion ein Streit. Wer hat recht? Beide. Doch beide sehen nur einen Teil des Ganzen. Schaffen es die beiden, sich zusammenzuraufen und anstatt zu streiten, zu hören, wie der Raum aus einer anderen Perspektive aussieht, erhalten sie gemeinsam ein kompletteres Bild.

Ähnlich wie beim Beispiel mit den Fenstern, siehst du durch deinen Bezugsrahmen oft nur einen Teil der Realität. Möglicherweise deutest du diese teilweise sogar um, damit sie zu deinem Bezugsrahmen passt.

Du hast zwei Möglichkeiten

Wenn du nun auf einen Menschen mit einem anderen Bezugsrahmen triffst, hast du zwei Möglichkeiten: du kannst dich mit ihm darüber streiten, wer recht hat. Dadurch versuchst du an deinem Bezugsrahmen zu festzuhalten.

Du kannst allerdings auch die Chance nutzen, um deinen Bezugsrahmen zu erweitern.

Wie geht das? Ganz einfach: frage nach und höre hin. Betrachte es nicht als Angriff auf deine Person, wenn jemand eine andere Ansicht vertritt. Vielleicht erhältst du von deinem Gesprächspartner Hinweise, die deinen Bezugsrahmen und dadurch deinen Horizont erweitern. Glaub mir, das Leben wird dadurch reicher.

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